Die Schobersäge hatte damals eine "Schwestersäge", die sogar über längere Zeit den selben Eigentümer hatte: Die Tivan-Säge, die einen guten Kilometer stromabwärts am Leobenbach liegt. Sie ist wohl um einiges neuer und wurde von den Hochwässern, die die Schobersäge verschwinden ließen, weitgehend verschont und ist sehr gut erhalten geblieben. Noch Mitte der 1960-er Jahre wurde die Säge sogar für seltene private Sägearbeiten in Betrieb gesetzt.
Der jetztige Eigentümer hat mir erlaubt in der Tivansäge typische Konstruktionsdetails dieses Sägetyps zu fotografieren, damit man hier demnächst auf Bilder die altertümliche Hochtechnologie des Venezianer-Gatters kennenlernen kann.
Im Wesentlichen besteht ein Venezianer-Gatter aus Holz, doch auch Eisenteile werden dabei sparsam verwendet. Selbstverständlich sind die diverse Sägeblätter aus Stahl, doch zum Beispiel der sehr grosse, massive Wagen, auf dem das eingespannte Holz während des Sägens an den Sägeblättern transportiert wird, ist fast nur aus Holz gefertigt. Der Vorschub erfolgt sogar automatisch, bei jedem Aufwärtshub des Gatters wird der Wagen ein kleines Stück weiter gezogen, damit die Sägezähnen beim nächsten Schnitt wieder greifen können.
Da das Rundholz früher grossteils von den steilen Waldhängen z.B. durch kleine Bäche händisch ins Tal "geliefert" wurde, waren besonders die Köpfe der Stämme mit Sand und Steinen verschmutzt. Um die "gute Schneid" der Sägeblatter des Venezianer-Gatters soviel wie möglich zu schützen und zu erhalten, war dem Gatter eine sogenannte Kopfsäge vorgeschaltet. Mit 2 Zugsägeblättern, natürlich ebenfalls über ein weitläufiges Antriebssystem mit langen, flachen Lederriemen von der Turbine durch Wasserkraft angetrieben, wurden jeweils eine ordentliche Scheibe vorne und hinten vom Stamm abgeschnitten. Erst danach wurde der Stamm auf den Wagen gerollt.
Die "Schobersäge" ist auf dem Campingplatz "Helio-Carinthia" in Eisentratten/Kärnten zuhause.
|